Fehgraue Quickmill 02835

Hallo zusammen,
ich habe mir letztes Jahr eine alte 02835 gegönnt. Ich glaube, das Gehäuse sollte 2. Generation sein. Die Instandsetzung lief dank Unterstützung eines Kumpels mit Quickmill-Schraubererfahrung unproblematisch. Durch Rost im Bereich vom Wassertank stand aber schnell fest, dass eine grundlegende Restaurierung notwendig ist.
Dabei stieß ich aufs Forum und las mich zunächst in die Maschinendetails und Verbesserungsmöglichkeiten ein. Irgendwann stand fest: aus einer schnellen günstigen Restaurierung wird nichts, da in der Maschine so viel mehr Potenzial steckt. An dieser Stelle vielen Dank an @la bella rossa, der hier viele sehr hilfreiche Quickmill Umbauten zeigt und dokumentiert.

Leider lassen sich Beiträge im Forum nicht beliebig lang formatieren. Daher im Startpost eine kurze aktuelle Übersicht. Sofern in meinen Notizen noch zu finden, verweise ich zu den jeweiligen Inspirationen im Forum, um gleiche eine kleine Wissenssammlung zu inkludieren. Zu einzelnen Themen werde ich separate Beiträge mit mehr Details und Bildern erstellen.

Der Umbau erfolgt in 3 Schritten:
1. Grundständige Erneuerung der wesentlichen Komponenten exklusive Elektronik. Dieser Part ist abgeschlossen und die Maschine damit vorerst nutzbar.

• Sandgestrahlt, grundiert und pulverbeschichtet (Fehgrau, RAL7000)
• Austausch aller Schläuche
• Einbau Expansionsventil (nach @Santelmo hier)
• Einbau Manometer (innen auch nach @Santelmo hier; außen temporäre "Steampunk-Edition")
• Upgrade neue Ventilspindel & Dampflanze V2 (gezeigt von @jumbo hier, schöne Anleitung von @la bella rossa hier)
• Neuer Wassertank (aktuelle Tanks müssen gekürzt werden)
• Netzkabel-Zugentlastung [Thingiverse Link & Printables Link] & Platinenhalterung (die einer Überarbeitung bedarf) habe ich neu erstellt und 3D gedruckt

2. Quality-of-Life Upgrades. Diese ließen sich ohne größere Unterbrechungen nach und nach einbauen.

• Wechsel auf bodenlosen Siebträger, dafür gedruckten Halter für Mühle erstellt [Thingiverse Link & Printables Link]
• Schlauchhalter - gedruckt zum Schutz des Wassertanks [Thingiverse Link & Printables Link]
• Upgrades Brühgruppe laut Forenempfehlungen
  • Linsenkopfschrauben M5x10mm zum Nutzen von unbearbeiteten Standardsieben - in meinem Fall: VST 20gr ridgeless (nach @la bella rossa hier)
  • 51x4mm MVQ70 Dichtung (nach @un caffè hier)
  • Standard-Edelstahlduschplatte (abgedreht, ähnlich @la bella rossa hier), IMS Sieb (aufgebohrt, ähnlich @infusione hier) & Standard-Hohlschraube
• Shot-Mirror (ähnlich @faustino hier und @jokapu hier)

3. Front+Elektronik. Dieser Part ist in Planung, da hier besser zweimal nachgedacht wird und das auch besser an einer funktionalen Maschine durchgespielt wird.

• neue Front
  • Einbau des Manometers
    
  • Wechsel auf schöne Kippschalter, dabei Anpassung der Schalterfunktionen, daher nachfolgende Punkte mit hinten angestellt
• Barista-Light (IKEA Spot wie @la bella rossa hier)
• PID-Regler (nach @Busschiner 's Thread)

Zum aktuellen Stand:
Zunächst habe ich alles zerlegt und gesäubert. Ein Pulverbeschichter ließ sich in der Nähe ausfindig machen und nach langem Überlegen stand auch die Farbe fest. Nicht zu aufgeregt, da das massive Maschinchen bei uns sehr prominent platziert steht. Der Gehäusebereich für den Wassertank hatte einige Löchlein entlang der Kanten, die ich gegen eindringendes Wasser von innen abgedichtet habe (wie @la bella rossa hier).
Danach konnte ich alles wieder zusammenbauen und auch schon die ersten Getränke beziehen. Mit der originalen Brühgruppe hatte ich jedoch immer wieder Dichtigkeitsprobleme. Hier hat der Wechsel auf die dickere Dichtung Wunder gewirkt. Seitdem läuft die Maschine rund und ist im täglichen Einsatz. Alle weiteren Upgrades erfolgten nach und nach.

Der ominöse abgedeckte Schalterplatz:
Ein Fragezeichen habe ich noch auf der Stirn: Bei meiner jetzigen Front ist eine Abdeckung drin, die bei manchen Maschinen einen Schalter für 1-fach oder 2-fach Mahldauer beherbergt. Auf der Leiterplatte finde ich aber keinen passenden Anschluss. Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Funktion nur bei älteren Modellen umgesetzt war? Aktuell mahle ich immer 2x mit dem Poti oberhalb der halben Stellung, um auf 16gr zu kommen.

Und hier ein paar Impressionen:
Vor dem Umbau:





Nach dem Pulvern und jetzt:

 

Klar, dann nutze ich das gleich für den ersten detaillierteren Post. Ein schicker Shotmirror lässt sich low-cost mit Teilen von bspw. Aliexpress basteln. Man nehme einfach eine Handyhalterung (Stichwort "magnet handy halter 360" ~5€), am besten mit 2 Gelenken und einen Werkzeugspiegel (Stichwort "Teleskop Spiegel" ~3€). Die Spiegel gibt es in 30mm oder 50mm Durchmesser, je nach Platz an der Maschine. Den Spiegel an die klebende Seite der Haltung packen. Die andere Seite entweder einfach aufs Abtropfblech stellen oder an die Rückwand hängen, da diese Seite der Haltung magnetisch ist. Wenn, wie bei der Quickmill, das Blech nicht magnetisch kann man auch von innen solch eine selbstklebende Platte (Stichwort "Metall Magnet Platte" ~2€) einsetzen. Dann muss der Spiegel nicht immer umpositioniert werden, wenn man die Abtropfschale herausnimmt. Gesamtkosten: 10€

Der Spiegel in Nahaufnahme und im Einsatz:


Und die Beispielbilder wonach man ausschau halten kann anhängend:

 

Eine Überraschung war der Wassertank. Ich hatte nicht auf dem Schirm, dass die Tankaussparung in älteren Maschinen weniger hoch ist als in aktuellen. Als der neue Tank kam, war die Überraschung groß. Die alten kleinen, bestenfalls aus Glas oder mit der unteren liegenden Griffkante, bekommt man meines Wissens nicht mehr.
Die Lösung war mittels Kreislochbohrer (d=27mm) eine kleine Aussparung zu schaffen und dann den Tank mittels Dremel und Trennscheibe einzukürzen. Vielleicht gibt es dafür noch eine bessere Lösung. Mit der Trennscheibe schmilzt man den Kunststoff auf. Daher auf gute Belüftung achten. Die Kanten habe ich mittels Exzenterschleifer geglättet und abschließend von Hand mit 300er Schleifpapier gefinished. Das Ergebnis ist überraschend gut! Nach kurzer Zeit wurde der Kunststoff leider an der Stelle des Heißwasser-Rücklaufs bereits rissig. Abhilfe schafft der eingangs erwähnte 3D gedruckte Adapter [Thingiverse Link & Printables Link], der saugend-schmatzend über die Schläuche passt und sie in die Mitte des Wassertanks lenkt.

 

Apropos Druckteile... Vor einiger Zeit bin ich auf einen bodenlosen Siebträger umgestiegen. Beim ersten Mahlvorgang habe ich dann blöd aus der Wäsche geschaut: der hält natürlich nicht in der Halterung für den normalen Siebträger. Für den Moment löse ich das mit einem 3D-Druck, der mittels kleinem Einsatz die Kompatibilität zu beiden Siebträgern gewährleistet. Außerdem hat er einen kleinen Zahnstocher-Halter, den nutze ich zum Abstreifen überschüssigen Kaffeemehls. Damit ist die Kaffeedosis reproduzierbarer als beim Abklopfen mittels der Metallkappe am Auswurf. [https://www.thingiverse.com/thing:5483687; Printables]



die 4. Iteration war dann endlich nutzbar.


Die originale Platinenhalterung wurde von einem Vorbesitzer schon etwas umgearbeitet und scheinbar nur für die aktuelle Elektronik passend gemacht. Wie auf den Bildern im Startpost zu sehen war auch durch die offene Lage direkt unter den Lüftungsschlitzen alles ganz schön verdreckt. Die alte Halterung habe ich herausgeworfen und durch eine 3D-gedruckte ausgetauscht. Idealerweise möchte ich einen aufklickbare Abdeckung vorsehen. Der Erstentwurf hat aber noch ein Platzproblem.


Die Zugentlastung des Netzkabels war gebrochen, die habe ich 1:1 nachgezeichnet, gedruckt und ersetzt [Thingiverse Link & Printables Link].


Das Manometer habe ich erstmal herausgeführt und, wie im Startpost zu sehen, in ein weniger schickes Gehäuse steckt, welches nur mit doppelseitigem Klebeband am Gehäuse hält. Das ist nur eine temporäre Lösung, bis das Manometer einen festen Platz in der Front bekommt. Ich verlinke das Teil trotzdem mal, falls die Idee jemand aufgreifen und verbessern möchte: [Thingiverse Link & Printables Link]

Bei Printables findet sich außerdem ein schönes WDT Tool:

 

Weiter geht es mit der Brühgruppe, damit jeder Bezug immer so schön gelingt.


Mit der Brühgruppe habe ich mich zunächst beschäftigt, weil ich, wie eingangs geschrieben, von Zeit zu Zeit ein Undichtigkeitsproblem am Siebträger mit dem normalen 2er Quickmill-Sieb hatte. Das Wasser lief dabei außen am Siebträger entlang. Abhilfe schafft man durch den Wechsel auf eine 51x4mm Dichtung, wie von @un caffè vorgeschlagen.

Verwendung von Standardsieben
Hierzu habe ich auf M5x10mm Linsenkopfschrauben aus Edelstahl gewechselt (danke @la bella rossa). Will man die auf den Sieben angegebenen Füllmengen erreichen besteht zusätzlich die Möglichkeit @coffee-rider 's Adapterring einzubauen. Dieser hebt die Brühgruppe 3mm an. Beachten, dass Linsenkopfschrauben dann 12mm Länge haben müssen. Andernfalls Siebe einfach etwas größer kaufen. Ich habe einfach ein 20gr VST Sieb (ridgeless) gekauft, befülle das idR mit 16gr Kaffeemehl und komme damit gut zurecht.

Präzisions-Duschsieb
Inspiriert durch die Ursprungsidee einer selbstgemachten Duschplatte von @dudewu, welche die Quickmill kompatibel zu Duschsieben wie beispielsweise dem RA200NT von IMS macht, sowie @la bella rossa beschriebenem DIY-Umbau, habe ich die normale Edelstahlduschplatte angepasst. Diese dazu, im Akkuschrauber eingespannt und auf einer Metallfeile abgedreht. Dabei immer wieder getestet, ob das Sieb passt. Achtung: wenn die Toleranz zu knapp ist, bekommt man das Sieb zwar "aufgesteckt", aber nur sehr schlecht wieder runter
Mittels Stufenbohrer habe ich das Loch im IMS Sieb geweitet, bis die normale Hohlschraube passte. Die Variante mit ESE-Schraube ist zwar nochmal schicker, aber die normale Duschplatte und Hohlkopfschraube habe ich ja gerade erst gekauft und die Lösung funktioniert meiner Meinung nach ebenso gut.
So wurde das auch kürzlich von @infusione mit Tikada-Duschplatte und Standard-Schraube umgesetzt. Eine Alternative zeigt @Lancer: man kann auch das Sieb abdrehen bis es in die Duschplatte passt.
Das Thema Brühgruppen-Mods und Standard-Siebe wird zusätzlich zu den anderen Links auch hier weiter behandelt.

 

Na wennschon, dennschon! Und der ehemalige Marmeladentrichter macht sich doch auch gut
PID ist so weit durchgeplant, Regler liegt auch schon bereit. Da der aber irgendwo einen Platz finden muss, möchte ich erst die optischen Aspekte durchdenken und plane daher die Front um.

Ich möchte gern die Kunststoffschalter rausschmeißen und auf Kippschalter mit Metallhebel wechseln. Da die aktuellen Aussparungen im Blech für andere Kippschalter aber viel zu groß sind und nicht ästhetisch abgedeckt werden können möchte ich eine neue Front fertigen lassen. Bei der Gelegenheit sollen auch die Funktionen der Schalter je "Maschinenmodul" aufteilen werden. Außerdem kann ich so auch ein wenig das Design individualisieren. Die Schalterfunktionen werden durch Lasergravuren beschrieben sein. Ich überlege eine 3-Schalterlösung umzusetzen:

• Schalter 1: 2 Positionen:
  • Oben: Maschine aus
  • Unten: Maschine an
• Schalter 2: 3 Positionen
  • Oben: Mühlenstart - momentane Stellung
  • Mitte: nichts
  • Unten: Bezug
• Schalter 3: 3 Positionen
  • Oben: nichts
  • Mitte: vorheizen Dampftemperatur
  • Unten: Dampf-Bezug

Passende Schalter waren schwer zu finden, habe ich aber über Mouser von Carling Technologies entdeckt:

• Schalter 1: 2GK51-78
• Schalter 2: HM25B-78
• Schalter 3: 2GG51-78

Schalter 1 & 3 habe ich bereits hier liegen. Schalter 2 hat aktuell 12 Wochen Lieferzeit bei einem Stückpreis von 41€
Zur Fertigung des Blechs gehören Laserschneiden, -gravieren, Kanten und Elektropolieren. Falls da jemand Tipps für gute Fertiger hat immer her. Zur Not habe ich einen in China.

Das eilt aber alles nicht, da ich für den Moment mit der Maschine ganz zufrieden bin. Ich nehme gern Input zu Verbesserungsmöglichkeiten an. Auch schöne Symbol-Vorschläge für Schalterfunktionen, insbesondere Espresso-Bezug (aktuell eine Tasse) und Dampf-Bezug (aktuell eine kleine Dampfwolke), würden mich freuen. Die neuen Lüftungsschlitze gefallen mir von der geschwungenen Form her schon gut. Sie werden allerdings im aktuellen Entwurf etwas unschön an der oberen Biegekante "gebrochen". (und ja, das QM-Logo habe ich noch nicht fertig übertragen )

 

Ist nur aufgeschoben und hält durch den passenden Durchmesser der Löcher seither an Ort und Stelle.

 

Freut mich zu hören! Was hast du für ein Modell/Wassertank? Wenn dann irgendwo ein Maß stört oder so, gib Bescheid.

 

Super! Und der original Wassertank passt noch?
Das Teil kannst du noch drehen. Die angephaste Seite nach oben. Und die stärkere Phase nach vorn. Dann ist die Richtung der Schlauchführungen auch so, dass sie ins Innere, weg von den Tankwänden zeigen

 

Ja genau, die abgeschrägte zum Ausgang. Ich wusste nicht wie viel Platz andere Tanks brauchen, daher die Schräge für möglichst viel Platz zur vorderen Tankkante.

Wie stramm die Schläuche bereits sind und ob du sie entsprechend noch ziehen kannst lässt sich leider nur durchs reinschauen mit Gewissheit sagen. Bei einer älteren Maschine macht es aber meiner Meinung nach auch Sinn mal reinzuschauen, wie der Gesamtzustand ist. Außerdem hast du so die Chance das Innenleben mal in echt zu sehen um nachzuvollziehen wo was passiert.